Kein Bewerbungsverfahren ist wie das andere und doch laufen sie meist nach einem bestimmten Schema ab. In den einzelnen Gesprächen müssen sich Bewerber innerhalb weniger Minuten von ihrer besten Seite präsentieren. Das setzt unter Druck! Gleichzeitig kompetent, sympathisch und eloquent zu wirken, ist in Interviews leichte Aufgabe. Wird sich jedoch gewissenhaft vorbereitet, kann auch unter Stress gepunktet werden! Dazu reicht es nicht, sich der eigenen Stärken und Motivationen bewusst zu sein. Es ist auch wichtig zu wissen, wann es mit welchen zu punkten gilt.
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Unternehmen unter Druck. Ein Freifahrtschein für Bewerber?
Viele Unternehmen haben es schwer, im Zuge des Fachkräftemangels ihre offenen Positionen mit den passenden Mitarbeitern zu besetzen. Einige haben bereits dazu gelernt und wissen, dass sie sich als attraktiver Arbeitgeber präsentieren müssen. Heißt das für Bewerber, dass sie nur abzuwarten brauchen? „Nein“, meint Sonja Elsner, Leitung Personalmarketing der HCM4all GmbH. „Gerade weil die Situation am Markt angespannt ist, legen Unternehmen bei der Auswahl von Fach- und Führungskräften ein besonderes Augenmerk auf die Motivation des Kandidaten. „Window shoppern“ und „Gehaltsmaximierern“, die kein echtes und langfristiges Interesse an der Position und dem Unternehmen haben, soll somit ein Riegel vorgeschoben werden.“
Lag früher ein starker Fokus auf dem Fachwissen des Kandidaten, werden heute viel stärker die Wechselmotivation sowie der Cultural und Social Fit in Betracht gezogen. Vor dem Hintergrund von Industrie 4.0 und Digitalisierung sind der kontinuierliche Aufbau der eigenen digitalen Skills mehr als wichtig. Agile Führungsstile und Kommunikationskompetenz sind gefragt.
Der Traumjob ruft! Das gilt es zu beachten:
Da ist er. Der offene Job, den man sich schon länger gewünscht hat. Die Parameter, Perspektiven und Anforderungen passen. Die Bewerbung ist schnell verschickt und auch die erste Hürde, das meist kurze und fachliche Telefonat ist genommen. Jetzt steht das persönliche Treffen an und damit auch die Stolperfallen. Nach dem Warm Up geht es meist um die sogenannten „Hard Skills“, die beruflichen Stationen und die Fachlichkeit. Potenzielle Vorgesetzte oder Teammitglieder fragen nach den Kompetenzen. Aufgaben, Rollen und Projekte, die in der Vergangenheit gemeistert wurden, werden durchleuchtet. Gute Vorbereitung ist dabei das Wichtigste. Das Gespräch sollte halten, was im Lebenslauf versprochen wurde. D.h. bei der Wahrheit bleiben und lieber ehrlich zugeben, wenn technische Wissenslücken vorliegen!
Im weiteren Verlauf stehen die offene Position, die damit verbundene Rolle und das Unternehmen im Fokus. Hier ist Platz für eigene Fragen. Dies zeigt zum einen Interesse, zum anderen ist es wichtig, Missverständnissen zwischen Bewerber und Unternehmen vorzubeugen. Welche Aufgaben und Tätigkeiten kommen im Alltag auf mich zu?
Wenn HR beim ersten Interview bereits involviert ist, werden zu dem Fragen zur Persönlichkeit, Teamfähigkeit, Konflikt- und Kommunikationsfähigkeit folgen. Die sogenannten „Soft Skills“ werden unter die Lupe genommen. Bei Führungspositionen wird genau geprüft, ob man einem Bewerber die Führung eines bestehenden Teams zutraut.
Hier gilt es vor allem, authentisch zu bleiben und keine Behauptungen in den Raum zu stellen, die nicht belegbar sind.
Oftmals unterschätzt: Der zweite Termin
Ja, der Markt ist in vielen Branchen trotz der anhaltenden Corona Pandemie gut. Dennoch gibt es für eine offene Position meist mehrere Bewerber. Manch ein Kandidat hat sich schon siegesgewiss auf der Zielgeraden gesehen und musste feststellen, dass er im finalen Interview im Hintertreffen war. Zwei, drei oder auch vier virtuelle oder wenn möglich persönliche Termine sind je nach Position normal. Gerade bei Führungspositionen sind es oftmals Management-Entscheidungen, bei der alle der Entscheidung für oder gegen einen Bewerber zustimmen müssen. Bewerber sollten dies auch als Chance sehen, alle am Prozess Beteiligten kennen zu lernen und sich selbst die Frage zu stellen, ist dies der richtige Schritt für mich?
Beim zweiten Termin heißt es nun noch mal volle Konzentration. Unternehmen wollen hören, ob sich der Bewerber intensiv mit der Position, dem Unternehmen und den im ersten Gespräch erfahrenen Informationen auseinandergesetzt hat. Hier ist auch für beide Seiten noch einmal viel Raum, um offene, inhaltliche Fragen zu klären. War die Aufregung im ersten Termin groß, ist jetzt der Zeitpunkt, um persönlich zu punkten.
Das zweite Interview dient meist auch dazu, um mit dem Bewerber detailliert über die Gehaltswünsche zu sprechen. Wenngleich wir einen Kandidatenmarkt haben, sollte man nicht zu hoch pokern. Man kann sich schnell aus dem Rennen kegeln mit überzogenen Forderungen. Unternehmen legen oftmals die Skills, das Studium, die Berufserfahrungen sowie die Verantwortung zugrunde und bringen dies in Abgleich mit den bestehenden Gehaltsbändern im Unternehmen.
„Bewerbungsgespräche werden immer mehr zu Dialogen. Bewerber sollten diese Chance ergreifen und ihr echtes Interesse deutlich zeigen. Fragen nach Weiterbildungen, Trainings oder sozialen Leistungen gehören im Interview dazu und sollten nicht unbeantwortet bleiben,“ rät Elsner.
Fazit
Vorab sollte sich genauestens überlegt, werden, ob die Stelle eine gute Wahl ist und was die berufliche Veränderung bedeuten würde. Eine gute Vorbereitung legt den Grundstein eines jeden erfolgreichen Gesprächs innerhalb des gesamten Bewerbungsprozesses. Die Vorbereitung einer Selbstpräsentation mit allen relevanten Hard – und Soft Skills ist unerlässlich. Es gilt, stets authentisch und ehrlich zu sein und keine Versprechen zu machen, die nicht gehalten werden können. Zusätzlich ist es wichtig, sich vorab genauestes über das Unternehmen zu informieren. Der erste Eindruck zählt! Angemesse Kleidung, Pünktlichkeit und eine positive Körpersprache, Blickkontakt sowie klar und deutlich zu kommunizieren sind gefragt. Das Stellen von Fragen zeigt Interesse und hilft gleichzeitig, sich ein umfassendes Bild über Aufgaben und Tätigkeiten zu machen. Die Fragen zum Gehalt, Urlaubstagen etwaigen sonstigen betrieblichen Leistungen und natürlich dem Starttermin gehören zu jedem Interview dazu und sollten für alle Seiten transparent sein. Werden diese Punkte beachtet, steht einem erfolgreichen Bewerbungsprozess nichts mehr im Weg!
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