Die Corona-Pandemie hat unser Arbeitsleben von heute auf morgen auf den Kopf gestellt und für dezentrale Arbeitsplätze gesorgt. Bei der Arbeit aus dem Homeoffice, abgeschnitten von KollegInnen und dem gemeinsamen Büro, kam bei vielen ein „Insel Feeling“ auf. Allerdings nicht, weil sich die Arbeit plötzlich wie Urlaub angefühlt hätte, sondern weil die Isolation oft den Eindruck vermittelt hat, wir säßen alle auf einer einsamen Insel fest. Ab Juli wurde die Homeoffice-Pflicht aufgehoben. Aber trotz der seitdem entstandenen hybriden Arbeitsmodelle, die eine langsame, aber sicherere Rückkehr in die Büros erlaubten, zeigt sich immer deutlicher: nicht nur die neuen KollegInnen, die während der Pandemie ihren Job begonnen haben, haben es schwer sich in die Teams zu integrieren. Auch langjährige Mitarbeitende fühlen sich fremd im eigenen Unternehmen. Und das nicht nur wegen des mittlerweile ungewohnten Arbeitsalltags im Büro und des neuen Hybrid Work, welches ebenfalls eine ständige Neuanpassung verlangt. Auch aufgrund einer verstärkten krisenbedingten Fluktuation haben sich viele Teams völlig neu strukturiert. Teilweise sind sich deren Mitglieder noch nie live begegnet. Das, sowie die Unklarheiten bezüglich der neuen Sicherheitsvorkehrungen, verunsichert.
Nach so langer Pause ist es alles andere als überflüssig, Ihre Mitarbeitenden von ihren einsamen Inseln aufzusammeln und wieder ins Boot zu holen. Kommt ein Mitarbeitender neu ins Büro, findet in der Regel ein Onboarding statt. Derjenige wird informiert und eingegliedert. So sollte es auch nach Corona sein: „reboarden“ Sie Ihre Mitarbeitenden, informieren und unterstützen Sie sie, damit sie sich nach der langen Isolation wieder wohl und natürlich auch sicher fühlen.
Inhaltsverzeichnis
Wie Mitarbeitende onboarden, die bereits im Unternehmen sind?
Um Ihre Mitarbeitenden schrittweise an die Rückkehr ins Unternehmen zu gewöhnen, gilt es zum einen, Sie vorab über neue Regelungen zu den Infektionsschutzmaßnahmen oder der Aufteilung zwischen Homeoffice und Präsenztagen zu informieren. Zum anderen gilt es, die Zusammenarbeit in den Teams zu fördern. Nach der langen Zeit müssen sich Ihre Mitarbeitenden erst wieder aneinander und an die Dynamiken in Teams gewöhnen. Wir geben Ihnen einen Maßnahmenkatalog an die Hand, mit dem Sie nicht nur die organisatorischen Schritte abhaken, sondern Ihre Mitarbeitenden auch während der Wiedereingliederung in das Arbeitsleben unterstützen können!
#1 Regelungen zu den Arbeitsabläufen
Nur weil die Homeoffice-Pflicht endet, ist die Pandemie noch nicht überwunden. Die Pflicht zur Einhaltung der Regelungen zum Infektionsschutz ist für Sie nichts Neues. Für Ihre Mitarbeitenden aber vielleicht schon. Nicht jeder ist über den aktuellen – und sich auch ständig ändernden – Stand der Dinge informiert. Nehmen Sie daher Ihre Informationspflicht sehr ernst: Informieren Sie vor dem reboarden per E-Mail und stellen Sie Links und Dateien rund um Sicherheit und Gesundheit zur Verfügung. Daneben gibt es allerdings oft noch weitere offene Fragen seitens Ihrer Mitarbeitenden. Wie haben sich die Abläufe im Büro verändert? Was muss jeder einzelne beachten? Vielleicht mussten Großraumbüros aufgelöst werden und Mitarbeitende haben neue Arbeitsplätze. Büropräsenztage müssen mit den Teammitgliedern gut abgestimmt werden. Gerade Familien können von Schulausfällen betroffen sein und bei (Ehe)partnern, die beide berufstätig sind, können die Unternehmensvorgaben zu remote oder vor Ort Arbeit ganz unterschiedlich sein. Bieten Sie zusätzlich eine Plattform (Intranet), auf der derartige Informationen abgelegt und zu späteren Zeitpunkten nochmals eingesehen werden können. Schaffen Sie zudem einen geschützten Raum für Fragen: jeder ihrer Mitarbeitenden hat ganz unterschiedliche persönliche (Familien)Verhältnisse, Befindlichkeiten, subjektive Einstellungen oder auch Unsicherheiten.
#2 Den Zusammenhalt stärken
Besonders dann, wenn sich Teams durch den Austritt von Mitarbeitenden aus dem Unternehmen, oder durch Zuwachs während der Homeoffice-Pflicht stark umstrukturiert haben, ist es wichtig, Ihren Mitarbeitenden die Möglichkeit zu bieten, einander kennenzulernen. Damit ist nicht gemeint, dass Sie vermehrt persönliche Gespräche während der Arbeitszeit erlauben, sondern dass Sie die Vernetzung aktiv initiieren. Damit sich niemand ausgeschlossen fühlt, der normalerweise eher seltener den Kontakt zu den Kollegen aus Eigeninitiative sucht, nutzen Sie verschiedene Kennenlern-Spiele oder Teambuilding-Aktionen, bei denen alle eingeladen sind, mitzumachen. Ein offizieller Rahmen lockt selbst die zurückhaltensten Kollegen hinter ihrem Schreibtisch hervor. Planen Sie beispielsweise halbstündige Vier-Augen-Gespräche zwischen zufälligen Mitarbeitenden. Beginnen Sie Meetings mit einem lockeren Gesprächseinstieg. Fragen Sie „Wie sah Ihre erste Stelle aus, was haben Sie daraus mitgenommen?“ oder „Welches Buch hat Sie zuletzt inspiriert und warum?“ Lassen Sie die Fragen jeden in der Runde beantworten. Auch Rituale eigenen sich dafür, Ihren Mitarbeitenden den Raum zu geben, sich im Team zu öffnen. Versuchen Sie „High, Low, Ha“. Hierbei teilt jede Person ein persönliches Highlight der Woche, einen Tiefpunkt und eine lustige Begebenheit.
#3 Gemeinsame Verhaltensleitfäden festlegen
Kamera an oder aus? Die Kollegen Duzen oder Siezen? Und ist es eigentlich üblich, zusammen Mittag zu essen, oder kann ich mich nach meinen To-Dos richten? Um vor allem den neuen KollegInnen die Unsicherheiten bezüglich der unternehmenskulturellen Normen, aber auch Team-Dynamiken und eher unbewussten Umgangsweisen zu nehmen, ist es hilfreich, diese einmal zu formulieren und zu kommunizieren. Sofern sich Teams neu zusammengesetzt haben, können Sie auch Zeit einplanen, um sich gemeinsam auf neue Umgangsnormen zu verständigen. Die Wissenschaft zeigt, dass die Festlegung klarer Richtlinien im Vorfeld einen starken positiven Einfluss auf die Leistung haben kann. Die Sicherheiten, die diese „Leitplanken“ geben, nehmen die Angst davor, sich falsch zu verhalten und lassen so mehr Raum für kreative und motivierte Arbeit.
#4 Die Zusammenarbeit fördern
Geben Sie Ihren Mitarbeitenden so oft wie möglich die Gelegenheit, zusammen zu arbeiten. Problemstellungen werden am effektivsten gemeistert, wenn mehrere Köpfe daran arbeiten und sich verschiedene Erfahrungsschätze, Fähigkeiten und Expertisen zu deren Lösung vereinen können. So können nicht nur akute Herausforderungen gemeistert werden. Gerade nach der langen Homeoffice Zeit ist dies auch der perfekte Rahmen, sich wieder (neu) kennenzulernen und Knowhow zu teilen. Auf diese Weise geben Sie Ihren Teams zudem die Möglichkeit, eine kollektive Wissensdatenbank aufzubauen, das vorhandene Wissen zu teilen und langfristig voneinander zu lernen. Davon profitieren Sie als Unternehmen genauso, wie Ihre Mitarbeitenden. Auch in Hinblick auf die Möglichkeit, dass das Thema Homeoffice noch einmal relevant werden sollte.
#5 Gemeinsame Erfolge feiern & private Get-together planen
Gemeinsames Feiern oder gemeinsame Aktivitäten steigern den Zusammenhalt, fördern den Austausch und das gegenseitige Vertrauen. Ganz normal vor Corona, aber gerade nach der langen Homeoffice Zeit ist es für viele ein echtes Highlight mal wieder live den Geburtstag eines KollegenIn zu feiern oder den erfolgreichen Abschluss eines Projekts. Das geht im Büro momentan nur in corona-konformen Kleingruppen. Um jedoch mal wieder mit mehreren KollegInnen feiern zu können, müssen Sie kreativ werden. Vielleicht mal Outdoor Events organisieren? Oder größere Räumlichkeiten mieten, um wieder mit dem gesamten Team zusammen kommen zu können? Der ungezwungene Austausch fördert das Kennenlernen, lässt private Fragen und Themen zu und ermöglicht ein schnelleres reboarden.
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