Während lange Zeit das Kundenerlebnis die höchste Priorität bei vielen Unternehmen einnahm, rückt immer mehr die Beziehung zu den eigenen Mitarbeitenden in den Fokus. Die Mitarbeitererfahrung oder Employee Experience. Wir erklären, warum dies auch angesichts der Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt immer wichtiger wird und wie die Employee Experience verbessert werden kann.
Inhaltsverzeichnis
Definition Employee Experience
Employee Experience (abgekürzt EX) beschreibt das Gesamterlebnis der Mitarbeitenden im Unternehmen, beginnend mit dem Bewerbungsprozess bis hin zum Ausscheiden aus dem Unternehmen. Dabei geht es darum, die Erfahrungen und Emotionen eines jeden Angestellten in Bezug auf die Arbeit und die Arbeitsumgebung zu verstehen, zu gestalten und zu verbessern. Die Gestaltung der Employee Experience hat zum Ziel, die Zufriedenheit und Motivation der Mitarbeitenden zu erhöhen, ihre Bindung an das Unternehmen zu stärken und letztendlich auch ihre Leistung und Produktivität zu steigern.
Wie ist der Begriff entstanden?
Die Ursprungsidee dieser Konzeption entstammt dem Marketing, welches versucht, durch die Schaffung einer emotionalen Bindung zwischen Kunden und Unternehmen die „Customer Experience“ zu optimieren. Ähnlich verfolgt die Employee Experience das Ziel, eine ähnliche Verbindung zwischen den Beschäftigten und dem Unternehmen herzustellen. Für die Personalabteilung bedeutet dies, dass ein aktives Portfoliomanagement betrieben werden muss, welches stets aus der Perspektive der Mitarbeitenden betrachtet wird.
Employee Experience hat in der Praxis erst später an Bedeutung gewonnen. Mark Levy gilt als Vorreiter auf diesem Gebiet und brachte das Konzept 2013 als Global Head of Employee Experience bei Airbnb in den Fokus. Seit 2016 haben sich immer mehr Konzepte für Employee Experience entwickelt. Neue Software-Lösungen, Beratungsangebote und Weiterbildungsmaßnahmen von Veranstaltern und Verbänden haben die Entwicklung zusätzlich angekurbelt. Durch die Coronapandemie hat Employee Experience spätestens jetzt den Status als heißeste Management-Mode für HR erreicht.
So verändert die Bedeutung der Arbeit auch die HR-Arbeit
Im Informationszeitalter hat sich die Bedeutung der Arbeit und somit auch die der Mitarbeitererfahrung stark verändert. Während Arbeit früher manuell und standardisiert war, stehen heute der Arbeitsplatz und die Arbeitsumgebung, die individuellen Fähigkeiten der Mitarbeitenden und ihre persönliche Entwicklung im Fokus einer erfolgreichen Arbeitsleistung. Es ist uns bewusst geworden, dass die Erfüllung der Unternehmensziele nicht allein von der Management-Ebene abhängt, sondern dass die Mitarbeitenden einen entscheidenden Beitrag dazu leisten. Der demographische Wandel mit dem einhergehenden Fachkräftemangel sowie veränderte Anforderungen an Arbeitgeber erschweren es den Unternehmen, talentierte Mitarbeitende zu finden und zu binden, da mehr Unternehmen um die Top-Talente mitbieten. Daher kann eine hervorragende Employee Experience im Wettbewerb um Neuanstellungen einen großen Unterschied ausmachen.
Wenn es Unternehmen gelungen ist, Talente zu gewinnen, möchten sie diese auch halten. Eine Möglichkeit, dies zu erreichen, ist zu zeigen, dass das Unternehmen ein hervorragender Arbeitgeber ist. Mitarbeiterzufriedenheit ist Teil des öffentlichen Auftritts von Unternehmen geworden, der sich auch auf Plattformen wie Glassdoor oder kununu widerspiegelt. Eine positive Employee Experience entlang der gesamten Employee Journey und eine gute Unternehmenskultur tragen zu einem positiven öffentlichen Auftritt und zum Employer Branding bei und ziehen sowohl zukünftige Mitarbeitenden als auch Kund:innen an.
Die Employee Experience beginnt schon bei Rekrutierung und Onboarding
Die Kosten, die mit der Rekrutierung neuer Mitarbeitenden einhergehen, sind im Vergleich zur Bindung bestehender Mitarbeitenden deutlich höher. Aus diesem Grund ist es wichtig, eine ganzheitliche Employee Experience zu schaffen, die eine Verhaltensänderung und Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Abteilungen und Einzelpersonen erfordert. Dieses Konzept muss alle Stufen der Beschäftigungszeit von Mitarbeitenden im Unternehmen berücksichtigen, um eine langfristige Bindung und Motivation zu fördern.
Bereits im Einstellungsverfahren können wichtige Grundlagen für eine positive Employee Experience gelegt werden. Es ist ratsam, nach Mitarbeitenden zu suchen, die in die Arbeitsumgebung passen und die Philosophie und Ethik des Unternehmens teilen.
Eine klare Kommunikation von Verhaltensstandards und Erwartungen im Einstellungsprozess ist ebenso entscheidend und wird gerade von der jungen Generation auch eingefordert im Kontext von sinnstiftender und werteorientierter Arbeit.
Der Onboarding-Prozess bestimmt die Erwartungen an neue Mitarbeitende und legt den Grundstein für eine langfristige Bindung. Durch eine gezielte Einarbeitung und ein unvergessliches Erlebnis in den ersten Tagen können neue Mitarbeitenden schnell in die neue Umgebung integriert werden und sich wohl fühlen. Ein positiver erster Eindruck kann sich langfristig auf die Employee Experience auswirken.
Schlüsselmomente kreieren und Erinnerungen schaffen
Schlüsselerlebnisse also “Moments that matter” sind besonders prägende Ereignisse, in denen Mitarbeitende emotional involviert sind und die ihre persönliche Wahrnehmung beeinflussen können. Dazu zählen unter anderem der erste Arbeitstag, Feedback-Gespräche, Krisensituationen, private Zwischenfälle und organisatorische Veränderungen. Diese Momente möchte ein Unternehmen positiv gestalten, indem es die Bedürfnisse der Mitarbeitenden wie etwa psychologische Sicherheit, Anerkennung und Wertschätzung erfüllt und mit Interaktionen und Prozessen verknüpft. Dabei reichen gute HR-Prozesse für Urlaubsanträge und Gehaltsabrechnungen allein nicht aus. Um einen unternehmensspezifischen Employee-Experience-Ansatz zu entwickeln, können Unternehmen Methoden aus dem Marketing oder dem Innovationsmanagement wie beispielsweise Design Thinking einsetzen. Das Konzept des „Employee Experience Design“ bedeutet ein aktives Produktportfoliomanagement für HR, das die strategischen Ziele des Unternehmens ebenso berücksichtigt wie die Kundenanforderungen.
Weiterbildung: Kontinuierlich und gezielt
Eine weitere wichtige Komponente für eine positive Employee Experience ist die persönliche Entwicklung der Mitarbeitenden. Kontinuierliche und vor allem individuelle Schulungen z.B. via einer Lernplattform signalisieren Engagement für die Entwicklung der Mitarbeitenden und bauen Vertrauen in das Unternehmen auf.
Digitale und kognitive Innovationen stehen im Fokus, um das Interesse und die Motivation der Mitarbeitenden zu steigern.
Um herauszufinden, in welchen Bereichen eine Verbesserung notwendig ist oder Stärken identifiziert werden können, sollten Unternehmen eine 360-Grad-Feedback-Umfrage durchführen, die auch einen Teil zur Selbstbeurteilung beinhaltet. So können Mitarbeitende ihr eigenes Potenzial besser einschätzen und das Unternehmen kann gezielte Schulungen anbieten, um ihre Fähigkeiten und Kompetenzen zu verbessern.
Die Menschen müssen im Mittelpunkt stehen
In der heutigen Zeit ist der Gedanke „People before Profit!“ relevanter denn je. Dieser Ansatz geht weit über die Corporate Social Responsibility (CSR) hinaus und umfasst eine empathischere und flexiblere Ausrichtung der Arbeitsplätze auf die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeitenden. Arbeitgeber, die zukunftsorientiert denken, investieren in eine „People first“-Mentalität, da Arbeit heutzutage mehr ist als „nur“ Arbeit.
Die neue Generation von Mitarbeitenden wird von einem digitalen Lebensstil geprägt, bei dem Anliegen schnell, flexibel und mit einem hohen Serviceniveau gelöst werden. Die Generation Y stellt weltweit den größten Teil der arbeitenden Bevölkerung dar und legt Wert auf Selbstverwirklichung sowie die Vorbildfunktion von Arbeitgebern in der Gesellschaft. Studien zeigen, dass „soft skills“ wie individuelle, soziale und mitarbeiterbezogene Faktoren im Unternehmen für Millennials eine übergeordnete Rolle spielen.
Dazu gehören auch Inklusionsthemen, geschlechterübergreifend ausgeglichene Gehälter, Transparenz von Managementgehältern und ein sozialer Dialog. Arbeitnehmende fordern mehr Transparenz und wünschen sich einen Dialog auf Augenhöhe mit ihrem Arbeitgeber.
Employee Experience bedeutet auch Arbeit und Leben miteinander verbinden
Unser Leben verläuft nicht immer linear und wird oft von unvorhergesehenen Ereignissen wie Arbeitslosigkeit, Unfällen, Beförderungen, neuen Karrierewegen, Familiengründungen oder Umzügen in andere Städte unterbrochen und verändert. Diese Ereignisse haben auch direkte Auswirkungen auf unser Arbeitsleben. Es ist wichtig zu erkennen, dass Leben und Arbeit miteinander verbunden sind und HR-Prozesse entsprechend angepasst werden müssen, um effektiv und fokussiert zu funktionieren. Nur so kann die Personalabteilung den Bedürfnissen der Mitarbeitenden gerecht werden und sie bei Veränderungen bestmöglich unterstützen.
Regelmäßig Feedback geben und die Motivation erhöhen
Um die Employee Experience zu verbessern, empfiehlt sich, Mitarbeitenden regelmäßig Feedback zu geben, über die jährliche Leistungsbeurteilung hinaus. Mitarbeitende wollen spüren, dass ihre Arbeit sinnvoll ist, daher können Pulsbefragungen helfen, das Engagement der Mitarbeitenden zu erhöhen. Durch das Einbeziehen von Feedback von Kund:innen und die Anerkennung von guten Leistungen kann dieses Gefühl der erfolgreichen Arbeit auf ein Ziel hin gesteigert werden. Verwenden Sie 360 Grad Feedback, um das Feedback der Kolleg:innen in den Prozess einzubeziehen und das Gefühl der Wertschätzung zu erhöhen.
Darüber hinaus ist es wichtig, häufig formlose Gespräche zur persönlichen Leistung zu führen, um Mitarbeitenden das Gefühl zu geben, dass sie Teil des Teams und des Unternehmens sind. Das Stärken der sozialen Verbindungen im Team sowie Raum für Begegnungen und Ideenaustausch sind wichtige Faktoren, die positive und unterstützende Beziehungen unter Kollegen fördern für eine herausragende Employee Experience.
Die Anforderungen der Employee Experience mit der richtigen Software lösen
Um die Herausforderungen dieser Veränderungen bestmöglich zu meistern, ist eine passende HR-Software-Lösung fast schon ein Muss. Nur so lassen sich alle Aspekte zentralisieren und entsprechend miteinander verknüpfen. HCM4all bietet für alle Phasen wie Recruiting, Onboarding, Personalentwicklung und –planung und Talentmanagement passende Tools.